Donnerstag, 3. Mai 2007

Was macht ein Norweger im Urwald?

Ein Norweger war mit seiner Frau im Urlaub gewesen ("mal was anderes
sehen", hatte ihnen der Eheberater geraten, so wie es sein Job ist).

Nach der ganzen Jule-Saus und Brause waren sie also ins Flugzeug
gestiegen und nach Mallorca geflogen. Dachten sie. Denn in Wirklichkeit
hatte sich irgendjemand geirrt, die charmante Ticketverkäuferin oder die
automatische Internetverkaufsstelle, jedenfalls war es sicherlich nicht
einer der beiden gewesen, der an dem Fehler schuld war (auch das hatte
ihnen, wie es sein Job war, der Eheberater geraten). Jedenfalls bemerkten
sie erst,als die Reise im Flugzeug sich immer länger hinzog, dass sie
offensichtlich einen Flug nach Malaysia gebucht und auch angetreten
hatten. Sicher, der Preis war ihnen ein wenig hoch vorgekommen, aber in
Norwegen ist ja alles teuer; auch hatten sie nicht darüber nachgedacht
(ihre Reiseberichte bezogen sie vorzugsweise bei der Großmutter) das man
nach Spanien gar kein Visum braucht und auch keine Schutzimpfungen
empfohlen werden. Ausland ist Ausland, und alles was südlicher ist als
Berlin ist sowieso unvorstellbar exotisch.
So kamen sie also, als sie es fast schon nicht mehr für möglich gehalten
hätten, in einem Land an, das ihnen so fremd war, dass es auch auf einem
anderen Planeten hätte liegen können.

Bereits beim Aussteigen aus dem Flugzeug fiel ihnen auf, dass die
allgemeine Bodenfarbe vollkommen falsch war: Das allgemeine Weiss
welches sie von ihrer Heimat Svalbard gewohnt waren, war einem dreckigen
Braun gewichen, und an ein paar Stellen ragten grüne Pflanzen aus dem
Boden. Ole und Ola, denn so hiessen sie (sie Fischerin und er Maildieb
von Beruf), waren geschockt! Orientierungslos taumelten sie ins Freie.
Auf den zweiten Blick gestand Ola sich ein, dass es nicht nur ein paar
Pflanzen waren die aus dem Boden ragten, wenige Meter von ihnen war das
Braun schon gar nicht mehr zu erkennen.

Ola war stark dafür gewesen, einen Reiseführer zu Rate zu ziehen
("Mallorca in sechs Nächten"), oder zumindest die Einheimischen zu
fragen - wäre das Problem der Sprache nicht gewesen, und hätten ihr
diese von Kopf bis Fuß behaarten und sich von Baum zu Baum schwingenden
- na ja, "Unzivilisierte" durfte man ja nicht mehr sagen - Einwohner
nicht eine solche Angst eingejagt. Ole hingegen war der festen
Überzeugung, man müsse nur hinter der dritten Abzweigung nach links
gehen und schon erreiche man das bereits gebuchte Hotel. Mit Swimming
Pool (auch wenn Ole gar nicht wusste was das war und Ola ganz
entschieden die einheimischen Seen hinter der roten Holzhütte vorzog.).
Abzweigungen gab es hier jedoch in unzählbarer Menge, und niemand hätte
sagen können, welche davon die Dritte hätte sein können, ja nicht
einmal von wo aus man anfangen sollte zu zählen.
Nachdem sie sich darüber eine Weile gestritten hatten, mussten sie
schließlich zugeben, dass sie sich vollständig verirrt hatten und nicht
einmal den Boden unter ihren Füßen wiederfanden.

Ola brauchte eine Weile um Ole aus der Fussfalle, an der ihr Mann nach
oben gezogen geworden war, zu befreien. Immerhin hatte er den Boden über
seinem Kopf nicht aus den Augen verloren, während er mit einer
unglaublichen Geschwindigkeit nach oben verschwand. Um die Beiden gab
es, nun ja,nur Grün. Ola wurde zum ersten mal klar, dass das Grün so viele
verschiedene Schattierungen haben könnte. Während es sich links
schwarzgrün sachte bewegte, stand vor ihnen eine hellgrüne Wand aus
Wald. Und links konnte Ola etwas schwarz-oranges aus dem Augenwinkel
huschen sehen. Der schrei ihres Mannes ("Tiger, Ahhhrglaaa, hilfe er
wird uns fressen") brachte sie wieder zu Bewusstsein.

Ein grosser, selbst für sie als Norwegerin grosser, Mann in einem Tigerkostüm stand vor den beiden.

Das kam den beiden doch dann sehr verdächtig vor, selbst auf dem Niveau ihres Reiseführers hatten sie auf solche Sperenzchen nicht zu hoffen gewagt, aber wie sich herausstellte sprach der Tigermensch ein sehr anständiges Norwegisch (oder, wer weiß, war norwegisch einer einheimischen- und Dschungelsprache einfach unwahrschienlich ähnlich) und erbot sich - gegen ein geringes Entgelt versteht sich - als Dschungel- und Dschunkenführer an. Denn weiter hinten begännen die Sümpfe und er habe die Fußschlinge auch nur aus Sicherheitsgründen aufgestellt, es sei schließlich wesentlich weniger gefährlich, den Boden unter den Füßen zu verlieren als in selbigem zu versinken.
Ola fand ihn, bei genauerem Hinsehen, ganz hinreißend. Ole etwas weniger, aber er fügte sich in sein Schicksal.

Der "Tiger" führte sie eine weile durch dichtes Gestrüpp, bevor sie vor einer roten kleinen Hütte standen. "Wie zuhause" dachte Ola. Ole dachte nichts, er war viel zu viel damit beschäftigt sich die abermillionen von Mücken vom Leib zu halten.
Das kleine Häuschen war von einem kleinen Blaubeergarten umgeben, was Ola entzückend zur Kenntnis nahm (auch wenn die Blaubeeren natürlich nicht so toll schmeckten wie in ihrem eigenen Waldstück), und die Fenster waren weiss gestrichen.
Der Eingeborene führte sie durch das Gartentor auf das Grundstück und schliesslich in das Haus hinein.
Als sie jedoch von innen aus dem Fenster schauten, mussten sie festellen dass vor dem Fenster die ach so bekannte Buchte von Spitzbergen lag.

Der Riesenführer versicherte ihnen zwar dass das alles nur ein Werbeplakat seiner Reiseagentur sei, Ola und Ole blieben jedoch misstrauisch.

Hier beginnt die Geschichte einer nicht weniger interessanten und mysteriösen Frage:
Wie kommte der Urwald nach Norwegen?

PCB und MB 2007
Fortsetzung Folgt

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es war einmal ein deutscher. dieser deutsche fand die ganze welt sehr interessant und besuchte deshalb so ziemlich jedes land dieser welt. aus jedem land nahm er sich andenken mit. eines tages beschloss er sein heimatland zu verlassen, da er viele viel schönere länder gesehen hatte. seine wahl fiel auf norwegen. in norwegen angekommen bemerkte er, dass er unmöglich alle seine sachen, die er aus dem heimatland mitgebracht hatte, in seiner kleinen 1-zimmer-wohnung in olso unterbringen konnte. aus kostengründen konnte er sich leider nicht mehr als ein zimmer leisten. er wollte aber nicht, dass all seine wunderschönen sachen nur wegen dem überteuerten norwegen weggeschmissen werden müssen, also beschloss er aus allem irgendwas sinnvolles zu machen. und die samen für den urwald sind ihm beim bau eines hauses aus asiatischen essstäbchen einfach aus der tasche gefallen.

Anonym hat gesagt…

So könnte es natürlich gewesen sein... Aber bald folgt unsere Erklärung gg

Paule